Was bedeutet der Ausdruck Legasthenie (Dyslexie)?

Der Begriff Legasthenie, heute ver­wendet man auch das Wort Dyslexie, ist seit über 100 Jahren ein Begriff. Es handelt sich hierbei um eine Miss­bildung oder Funktions­störung des Gehirns. Man spricht auch von Teil­leistungs­schwächen oder von Wahr­nehmungs­störungen. Der Zusammen­hang zwischen den Symp­tomen und den möglichen Ursachen ist sehr schwer nach­zuweisen. In der heutigen Zeit gibt es viele ver­schiedene Theorien zur Natur und Ursache der Legasthenie. Sicher ist, dass ein Kind mit Le­gasthenie nicht weniger intelli­gent sein muss, als ein Kind ohne diese Funktions­störung.

Legasthenie kann auch erblich bedingt sein. Die Forschung spricht davon, dass 40 bis 60 Prozent der Legasthenien auf einem erblichen Faktor beruhen, also genetisch bedingt sind. Man geht davon aus, dass gewisse Chromo­somen für die Ent­stehung einer Le­gasthenie ver­antwortlich sind. Die Wissen­schaft hegt die Erwartung, dass durch ent­sprechende Unter­suchungen in Zukunft schon früh potentielle Le­gastheniker entdeckt und vielleicht auch schon be­handelt werden können.

Dr. Astrid Kopp-Duller (1995) definiert Legasthenie wie folgt:

«Ein legasthener Mensch, bei guter oder durch­schnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auch Buch­staben oder Zahlen trifft, nach, da er sich durch seine differenzierten Teil­leistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen. Da­durch ergeben sich Schwierig­keiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens.»

Legastheniker gehören mit Sicher­heit nicht in die Sonder­schule, wie das vor 10–20 Jahren noch der Fall war. Sie sind in einem ganz bestimmten Bereich schwach. Leider wird in unserem heutigen Schul­system dieser Bereich sehr hoch bewertet. In der Schweiz sind ca. 3% der Schüler betroffen. Die Knaben sind dreimal so häufig betroffen wie die Mädchen, was daran liegen mag, dass Mädchen den Jungen in der sprachlichen Ent­wicklung überlegen sind.

Leichte und rechtzeitig be­handelte Legasthenien können meistens ohne Folgen ver­schwinden. Durch ent­sprechendes Training werden sehr grosse Fort­schritte erzielt.

Alle schweren Formen von Dyslexie werden lebenslang zu Schwierig­keiten führen, und es ist für die Be­troffenen sehr wichtig zu lernen, damit um­zugehen.

Daher ist es absolut not­wendig, dass legasthene Kinder ein harmo­nisches Elternhaus haben. Eltern und Kinder müssen die schwierige Schul­zeit mit­einander meistern. Ebenso hilfreich ist eine ent­sprechende Schule und gute Freunde. Ein verständnis­voller Lehrer kann oft Wunder bewirken.